Bilanz des dritten Klimarat-Wochenendes
Klimarat der Bürgerinnen und Bürger diskutierte die größten Hebel zur Beseitigung der Abhängigkeit von Öl und Gas.
Zum dritten Mal traf sich der Klimarat der Bürger:innen und Bürger am Wochenende, um zu beraten, was wir heute tun müssen, um morgen in einer klimagesunden Zukunft zu leben. In zehn Schwerpunktteams diskutierten die Bürger:innen jene Handlungsfelder, in denen die größten Hebel anzusetzen sind, um Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen:
Ernährung & Landnutzung, Produktion & Konsum, Mobilität, Wohnen und Energie.
Vor allem Österreichs Abhängigkeit von Öl und Gas sorgte nicht zuletzt wegen des Krieges in der Ukraine für Diskussionen und Fragen unter den Bürger:innen: „Wie schaffen wir den Umstieg auf erneuerbare Energien – und zwar rasch?“ Rund ein Drittel des gesamten Energiebedarfs wird in Österreich schon durch erneuerbare Energieträger abgedeckt, jetzt gehe es darum, die letzten zwei Drittel auch noch umzustellen.
Politische Zwickmühlen
„Entscheidend ist, dass wir auf vielfältige Optionen setzen. Die Abhängigkeit von einer Option, nämlich fossilen Energieträgern, bekommen wir derzeit stark zu spüren“, schildert Nebojsa Nakicenovic, Energieexperte und wissenschaftlicher Themenpate für die Schwerpunktteams „Energie“. „Windkraft beispielsweise verfügt über enormes Potential und wir stehen erst am Anfang. Der notwendige Ausbau – Windräder, Windkraftwerke, Speicher – wird aber vielen nicht gefallen. Das ist eine Herausforderung“, beschreibt Nakicenovic eine politische Zwickmühle. Doch die Vorteile dieser Transformation – nämlich Arbeitsplätze, Unabhängigkeit, Vermeidung von Umweltverschmutzung, Klimaneutralität – lägen auf der Hand.
Wo liegen die „Hebel“?
Doch nicht nur die Umstellung auf erneuerbare Energien wurde als wichtiger Hebel beschrieben, sondern auch die Frage, wie wir den gesellschaftlichen Energieverbrauch insgesamt reduzieren können. Dabei diskutierten die Bürger:innen über die mögliche Vorbildrolle von Unternehmen und Banken, aber auch darüber, wie es verantwortungsvoller Politik gelingen kann, Ergebnisse und beschlossene Maßnahmen über einzelne Legislaturperioden hinaus zu bewahren. „Warum geht nach jedem Regierungswechsel so viel verloren?“, fragt eine junge Oberösterreicherin.
Der Klimarat wirkt
Die Bürgerinnen und Bürger wollen nicht nur der Politik mit ihren Empfehlungen den Weg zur Klimagesundheit leuchten, der Klimarat führt auch zu Veränderungen im eigenen Umfeld: „Mein Mann ist Kraftsportler. Der Inbegriff eines Fleischessers. Nach dem Klimaratswochenende zum Thema Ernährung haben wir diskutiert und er hat begonnen, zu recherchieren. Jetzt hat er seinen Fleischkonsum enorm reduziert. Darauf bin ich stolz“, erzählt die gebürtige Steirerin Edith. Neşe aus Wien bestätigt das: „Ich merke an mir selber, was diese Wochenenden und die geballte wissenschaftliche Information bewirken. Ich nehme Klimathemen viel bewusster wahr, informiere mich und meine Umgebung. Ich glaube, wenn wir uns verändern, verändern wir auch die Welt.“
Der Klimarat fragt Interessensvertretungen und Politik
Unter dem Motto „Der Klimarat fragt…“ werden am vierten Wochenende (23./24. April in Salzburg) Interessensvertretungen wie Industriellenvereinigung, ÖGB, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Klimavolksbegehren, Bundesjugendvertretung und andere ihre Sichtweisen zu Klimawandel und damit verbundene Maßnahmen in den Klimarat einbringen. Außerdem sind Vertreter:innen aller im Parlament vertretenen Parteien eingeladen.